30 Jahre gute Nachbarschaft: Landkreispartnerschaft zwischen Dachau und Oświęcim wird bei deutsch-polnischer Tagung vorgestellt

15. Juni 2021: Wenige Monate nach der deutschen Wiedervereinigung, am 17. Juni 1991, haben Deutschland und Polen den Vertrag "über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit" abgeschlossen. Damit wurde ein neues Kapitel in den deutsch-polnischen Beziehungen aufgeschlagen. Der Vertrag, den die damaligen Regierungschefs Helmut Kohl und Jan Krzysztof Bielecki unterzeichneten, ist vom Wunsch nach Frieden, Versöhnung und guter Zusammenarbeit geprägt und bildet bis heute die Grundlage für die gegenseitigen Beziehungen.

Die letzten drei Jahrzehnte waren von einer Fülle politischer und wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und kultureller Kontakte gekennzeichnet.  Der deutsch-polnische Dialog findet nicht nur auf Regierungsebene, sondern auch ganz konkret statt – nämlich zwischen Menschen in Regionen, Städten und Gemeinden. Es wurden viele kommunalen Partnerschaften gegründet, die vom Engagement der Zivilgesellschaft mit Leben erfüllt werden. Millionen junge Menschen konnten in den letzten Jahren durch Jugendaustauschprogramme und Studienaufenthalte das jeweilige Nachbarland kennenlernen. Für sie ist der Austausch mit Gleichartigen aus dem ehemaligen „Ostblock“ bzw. „Westen“ heutzutage ganz selbstverständlich.

Anlässlich des 30-jährigen Jubiläums des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrags veranstaltet der Polnische Städtebund in Kooperation mit der Deutschen Sektion des Rates der Gemeinden und Regionen Europas (RGRE) am 17.06.2021 der eine Online-Konferenz zum Thema: „Die Nachbarschaft verpflichtet – 30 Jahre der Zusammenarbeit zwischen deutschen und polnischen Kommunen“ statt. Die Partnerlandkreise Dachau und Oświęcim präsentieren gemeinsam.

„Ich freue mich, dass wir – als eine von drei - uns und unsere Partnerschaft bei einer deutsch-polnischen Konferenz wieder aktiv einbringen können“, sagt Landrat Stefan Löwl. „Und ich freue mich besonders, dass dies gemeinsam geschieht und – nach der langen Coronapause – natürlich auch auf ein Wiedersehen mit meinem Amtskollegen aus Oświęcim, Landrat Marcin Niedziela; auch wenn es vorerst nur online sein wird.“

Im Fokus der Tagung liegt die Zusammenarbeit der Kommunen von beiden Seiten der Oder und Neiße. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lernen u. a. die Landkreispartnerschaft Dachau – Oświęcim näher kennen. Die Partnerschaftsbeauftragte Marese Hoffmann berichtet: „Es ist für mich eine große Freude, die Errungenschaften unserer Zusammenarbeit einer breiten Öffentlichkeit während dieser Konferenz zu präsentieren. Die Tatsache, dass wir von den Veranstaltern angefragt wurden, zeigt, dass wir gemeinsam mit unseren Partnern aus Oświęcim in den letzten Jahren viel erreicht haben“. Hoffmann wird die Partnerschaft gemeinsam mit Leszek Szuster, dem Leiter der Internationalen Jugendbegegnungsstätte in Oświęcim und Koordinator der Partnerschaft mit dem Landkreis Dachau, vorstellen.

Die Einschränkungen der Corona-Pandemie bedeuten nicht, dass die Kontakte zwischen den Partnern weniger intensiv waren. „Im Gegenteil“, sagt Landrat Löwl. „Die außergewöhnliche Situation hat gezeigt, dass in den letzten fünf Jahren eine sehr enge Verbindung auf der Landkreiseebene Dachau – Oświęcim und wahre Freundschaften entstanden sind. Trotz der Umstände ist der Kontakt auf der Verwaltungsebene weiterhin sehr intensiv geblieben. Und jetzt können wir wieder neustarten und freuen uns auf die Auftaktveranstaltung des Projekts „Bei mir und bei dir“, an dem beide Landkreisverwaltungen teilnehmen werden“.

Dieses Projekt wurde vom Deutsch-Polnischen Jugendwerk (DPJW) unter der Schirmherrschaft des RGRE als Schulungs- und Vernetzungsprogramm entwickelt. Ziel ist es, dauerhafte Kontakte zwischen Jugendlichen sowie einen nachhaltigen Fachaustausch zwischen Bildungs-, Sozial- und Kultureinrichtungen zu schaffen. „Wir sind sehr gespannt.“, sagt Dr. Bernadetta Czech-Sailer, zuständige Partnerschaftsreferentin im Landratsamt Dachau. „Der Jugendaustausch spielt im Rahmen deutsch-polnischer Kommunalpartnerschaften eine wesentliche Rolle. Es ist aber nicht mehr so einfach, junge Leute dafür zu begeistern. Sie haben heutzutage viel mehr Optionen, ins Ausland zu gehen als früher. Der wichtigste Punkt des Projekts wird sein, Themen zu finden, die Jugendliche in beiden Ländern bewegen. Ich bin der Meinung, dass Geschichte immer ein Ausgangspunkt sein sollte, aber der Schwerpunkt unserer Arbeit sind unsere gemeinsame Gegenwart und Zukunft. Bildung für nachhaltige Entwicklung ist ein global wichtiges Thema, das auch in deutsch-polnischen Jugendbegegnungen mehr Raum einnehmen sollte. Auch aktuelle europäische Themen werden eine Rolle spielen, denn die Zukunft der Europäischen Union betrifft uns alle und auch hier haben wir die Möglichkeit zur Beteiligung“.

Das Deutsch-Polnische Jugendwerk ist eine 1991 von den Regierungen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen gegründete internationale Organisation, die deutsch-polnische Jugendbegegnungen und Fachprogramme finanziell und inhaltlich unterstützt. Seit der Gründung wurden über 3 Millionen junge Menschen im Rahmen von nahezu 80.000 Projekten im Austausch gefördert.

Die Deutsche Sektion des Rates der Gemeinden und Regionen Europas (RGRE) besteht seit 1955. Mitglieder sind deutsche Städte, Gemeinden und Landkreise sowie der Deutsche Städtetag, der Deutsche Städte- und Gemeindebund und der Deutsche Landkreistag. Wichtige Themenfelder sind kommunale Partnerschaften und Kommunale Entwicklungszusammenarbeit. Vorsitzender des Deutsch-Polnischen Ausschusses ist Landrat Stefan Löwl.

Mehr zur Landkreispartnerschaft finden Sie unter: www.landratsamt-dachau.de/partnerschaft