Ausstellung „Das Leben danach / HaChaim SheAchare“ in Tel Aviv eröffnet

31. Januar 2019: Landrat Stefan Löwl begleitete mit einer Kreistagsdelegation sowie Gästen und Freunden des Heimatvereins Indersdorf die Zeitgeschichtsforscherin Anna Andlauer nach Israel, wo am vergangenen Wochenende die von ihr kuratierte Fotoausstellung „Das Leben danach/HaChaim SheAchare“ im Foyer der Zentralbibliothek der Universität von Tel Aviv eröffnet wurde.

Die Ausstellung zeigt die Geschichte des Kinderzentrums im Kloster Indersdorf, in welchem nach Ende des zweiten Weltkrieges durch den Holocaust schwer traumatisierte Jugendliche, meist ohne Eltern oder andere erwachsene Verwandte, aufgefangen wurden. 

Einige Überlebende der über 600 in Indersdorf damals betreuten Kinder trafen sich an diesem Abend nach Jahrzehnten wieder und tauschten sich mit ihren Familien und den deutschen Gästen über die Zeit in Indersdorf sowie das Leben in Israel aus. Mit Musik, Gedichten und den herzlichen Worten der Zeitzeugen war es eine sehr warmherzige und ergreifende Feier.

Die Ausstellung ist zweigeteilt: Im ersten Teil werden die Jahre 1945/1946 beleuchtet, in welchen die physische und psychische Arbeit mit den Kindern im Vordergrund stand. UNRRA-Pioniere um die Pädagogin Greta Fischer leisteten hier hervorragende Arbeit, indem sie den Waisen zuhörten und versuchten, familiäre Strukturen und Geborgenheit zu schaffen. Dadurch halfen sie ihnen mit ihren verstörenden Erfahrungen umzugehen und sich behutsam in ein neues Leben vorzutasten. Im Kloster Indersdorf konnten die jungen Überlebenden in einem behüteten Umfeld wieder Teenager sein.

Im zweiten Teil, der die Jahre 1947/1948 umfasst, steht die Darstellung der systematischen zionistisch-sozialistischen Heranführung der jungen Überlebenden für eine Staatsgründung Israels im Mittelpunkt. Über Umwege und mit Überwindung vieler Hindernisse, schafften es viele nach „Eretz Israel“. 38 Mitglieder der Indersdorfer „Eitan-Kibbuzgruppe“ gründeten 1949 in Israel dann auch den Kibbuz Netiv HaLamed-Hey bei Jerusalem. Einige Überlebende leben heute noch dort.

Am Tag nach der Ausstellungseröffnung besuchte die Delegation aus dem Landkreis Dachau diesen Kibbuz dann auch als Auftakt zum 70. Gründungsjubiläum 1949. Gemeinsam pflanzten Zeitzeugen, deutsche Gäste und die Enkel und Urenkel der Überlebenden einen Rotdorn, genau die Baumart, welche nach dem Krieg im Kloster Indersdorf vorhanden war und worunter die damaligen Kinder ihre Kindheit wiederfanden bzw. nachholten. „Vor über 70 Jahren waren die Überlebenden des Holocaust im Kloster Indersdorf, sammelten Kraft, Wissen und Mut für die Reise nach Israel und tanzten die Hora um die Rotdornbäume in Klosterareal. Nach der Pflanzaktion tanzten wir nun gemeinsam; die Überlebenden mit ihren Kindern, Enkeln sowie Urenkeln und die Gäste aus dem Landkreis Dachau, freundschaftlich verbunden und tief bewegt!“ so Landrat Stefan Löwl.

Die Dachauer Delegation besichtigte auch noch kurz die Städte Tel Aviv und Jerusalem mit ihren bedeutenden (zeit-)geschichtlichen Sehenswürdigkeiten. Besonders der Besuch in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem führte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Unfassbarkeit der damaligen Verbrechen vor Auge. Neben einem bedrückenden Erinnern und Gedenken an den Holocaust mit seinen ungezählten Opfern wird dort aber auch an die Menschen erinnert, welche vielen Juden trotz Todesgefahr halfen, zu überleben. Ihnen wird in der Gedenkstätte im „Garten der Gerechten unter den Völkern“ sowie in der „Allee der Gerechten unter den Völkern“ erinnert.