„Die Welt hat aus dem Zweiten Weltkrieg keine Lehre gezogen“ Gedenkfeier zum 77. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau

28. Januar 2022: „Wir können sehen, was an den Grenzen der Ukraine passiert; wir sehen, was in vielen Teilen der Welt passiert. Wir spüren auch eine Zunahme unnötiger Spannungen und gefährlicher Böen antisemitischer und rassistischer Parolen. Wir spüren eine wachsende Gleichgültigkeit und Passivität. Die Welt hat die Lehren aus dem Zweiten Weltkrieg nicht gezogen“ steht auf der offiziellen Seite der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau, die dem 77. Befreiungstag des ehemaligen deutschen Vernichtungslagers gewidmet ist. In Rücksprache mit dem polnischen Staatspräsidenten wurde auf die Reden der Politiker verzichtet, um die Stimme denen zu geben, die durch Hölle auf der Erde gegangen sind: den Zeitzeugen.

Die Veranstaltung auf dem ehemaligen Lagergelände war dieses Jahr aufgrund der Corona-Pandemie nur an wenige Gäste gerichtet. Landrat Stefan Löwl, Partnerschaftsbeauftragte Marese Hoffmann und vertretend für die Kreisverwaltung Dr. Bernadetta Czech-Sailer gedachten der Opfer des Holocaust in einer virtuellen Gedenkfeier. „Den ganzen Tag waren wir im Austausch mit polnischen Freunden aus unserem Partnerlandkreis Oświęcim“, berichtet Landrat Löwl. „Am Vormittag haben sie in unserem Namen einen Kranz am zentralen Platz der Stadt und den zweiten am Todesblock in der Gedenkstätte niedergelegt. Diese Geste betont die enge Verbundenheit zwischen unseren Landkreisen“.

Die diesjährige Feier hat sich vor allem mit dem Beginn der systematischen Ermordung von Millionen europäischer Juden befasst. Das Konzentrationslager Auschwitz, das in den ersten zwei Jahren für die polnischen Häftlinge bestimmt war, entwickelte sich von Frühjahr 1942 zu einem Zentrum des Judenmords. Mehr als 1,1 Millionen Juden aus ganz Europa wurden dorthin deportiert; die meisten direkt nach ihrer Ankunft in Gaskammern ermordet. Die Übrigen mussten unter katastrophalen Lebensbedingungen schwerste Zwangsarbeit leisten und waren ständig willkürlicher Gewalt ausgesetzt. „Die Schoah unterscheidet sich von allen anderen Genoziden durch ihren ausgeprägten, programmatischen, logistischen, beinahe industriellen Charakter und erreichte in Auschwitz ihren Höhepunkt“, sagte der Direktor der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau Piotr Cywiński. In seiner Rede betonte er, dass es die größte Aufgabe des Gedenkens heute ist, Gleichgültigkeit zu bekämpfen. Er lenkte auch den Blick auf die aktuellen Ereignisse: „Sie können Zehntausende Rohingya massakrieren, Sie können 1,5 Millionen Uiguren in Lager stecken, im Jemen leiden die Menschen, weil sie nichts zu essen haben, und wir sind in unserer Welt nicht besorgt“.

Am Ende der Gedenkfeier wurden die Gebete aller Konfessionen gesprochen und die Kerzen angezündet.