Grundbildung und Alphabetisierung – ein Thema auch im Landkreis Dachau

10. Juli 2019: Wussten Sie, dass jeder achte Erwachsene in Deutschland nicht richtig lesen und schreiben kann? Wussten Sie auch, dass 62% der Betroffenen erwerbstätig sind und 53% Deutsch als Muttersprache sprechen?

Laut der neuen LEO-Studie 2018 haben 6,2 Millionen Menschen in Deutschland Probleme beim Lesen und Schreiben, so Dardan Kolic, Bildungskoordinator für Neuzugewanderte im Landkreis Dachau.

Herr Kolic hatte am 04. Juli 2019 zur Veranstaltung „Grundbildung und Alphabetisierung“ im Landratsamt Dachau eingeladen, wo zwei Projekte aus der AlphaDekade vorgestellt wurden: das Projekt MENTO und das Projekt KASA, beide vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Unter den Gästen waren Vertreter aus zahlreichen Behörden und Institutionen, unter anderem das Bundesministerium für Migration und Flüchtlinge – BAMF, die Universität Augsburg, die Dachauer Bildungsträger, Migrationsberatungen, Wohlfahrtsverbände, das Jobcenter, die Bundesagentur für Arbeit, Asyl-Helferkreise und Mitarbeiter*innen aus elf Landkreisen und kreisfreien Städten.

Im ersten Teil der Veranstaltung stellte Dr. Manuel Rühle, MENTO Regionalkoordinator für Bayern, aus dem DGB Bildungswerk Bayern e. V. das Projekt MENTO vor.
Laut Dr. Rühle geben ca. 28% der Befragten aus der Umfeldstudie der Universität Hamburg an, dass sie in ihrem Beruf Menschen mit Lese- und Schreibschwierigkeiten kennen, aber nur 37% der Mitwissenden trauen sich mit den Betroffenen offen darüber zu sprechen.
Diese Mitwissenden sind die Zielgruppe von MENTO. Das Projekt bietet die Möglichkeit, sich ehrenamtlich als Mentor*in im Betrieb einzusetzen. In einer kostenlosen Basisqualifizierung werden die Mentor*innen ausgebildet und bekommen alles Nötige vermittelt, um Menschen mit geringer Grundbildung zu unterstützen. Meistens sind es Vertrauenspersonen in den Betrieben, vor allem Betriebs- oder Personalräte. Sie fungieren dann in ihrem Betrieb als Ansprechpartner und Unterstützer für die Kolleginnen und Kollegen.

Im zweiten Teil der Veranstaltung stellten Dr. Britta Marschke, Projektleitung, und Özcan Kalkan, Regionalkoordination für Bayern das Projekt KASA vor, das von der Gesellschaft für Interkulturelles Zusammenleben (GIZ) gGmbH aus Berlin durchgeführt wird.
KASA steht für Kontrastive Alphabetisierung im Situationsansatz und ist ein Projekt, dass Alphabetisierungskurse für arabisch-, türkisch- und farsisprachige Migrant*innen anbietet. Bei den Alphabetisierungskursen wird die Muttersprache mit der deutschen Sprache verknüpft wobei die Unterrichtssprache Deutsch bleibt. Die Kursleiter*innen, auch Lokalkoordinator*innen genannt, sind bilingual und kennen die Sprachstrukturen beider Sprachen. Ausgegangen wird von den Gemeinsamkeiten beider Sprachen, Unterschiede werden spezifischer thematisiert, ein Prozess, der mit Hilfe der Muttersprache unterstützt werden kann. Das ist der kontrastive Ansatz des Projekts. Die Alphabetisierungskurse finden an Migrantenorganisationen, orientalischen Kirchen und Moscheen statt, davon ein deutsch-türkischer Kurs im BürgerTreff Ost e.V. in Dachau. Sultan Delibaş, KASA Lokalkoordinatorin für Dachau und München, betonte, dass das was Vertrauen schafft, die Tatsache ist, dass sie die Teilnehmer*innen kennt.  Genau dieser vertrauensvolle Umgang im Kurs fördert das Lernen, so KASA.