Zehn Jahre gelebte Freundschaft: Landkreispartnerschaft Dachau – Oświęcim/Auschwitz feiert Jubiläum mit besonderer Ehrung
Beiden Künstlern wurde für ihre außergewöhnlichen Verdienste die Landkreisverdienstmedaille verliehen. „Mit Kunst Brücken zu bauen, Freundschaften zu knüpfen und gegenseitiges Verständnis zu fördern – dafür stehen Heiko Klohn und Paweł Warchoł seit Jahrzehnten“, betonte Altlandrat Hansjörg Christmann in seiner Laudatio. Bereits 1989 organisierten die beiden Künstler – gemeinsam mit weiteren Wegbereitern – in Oświęcim die erste gemeinsame Kunstausstellung. Sie legten damit den frühen Grundstein für eine Partnerschaft, welche aus einem Dialog zur Erinnerungskultur erwuchs und heute einen lebendigen Austausch in vielen gesellschaftlichen Bereichen umfasst.
Was vor zehn Jahren, im August 2014 dann offiziell besiegelt wurde, ist längst zu einer tragfähigen Brücke zwischen den Landkreisen geworden: Austauschprogramme für Jugendliche, gemeinsame Ausstellungen und Kulturprojekte, Treffen von Kommunalpolitikerinnen und -politikern wie auch Verwaltungsmitarbeitern und Azubis sowie Begegnungen im Sport und – erstmals in diesem Jahr – auch zwischen den Seniorenbeiräten. Ein besonderes Highlight in diesem Jahr war der Staffellauf des Gedenkens und der Versöhnung, der weit über symbolische Gesten hinausging und viele Menschen beider Länder entlang der 1050 Kilometer langen Strecke bewegte.
„Nur die Freundschaften zählten“, erinnerte Christmann an die Anfangsjahre. Die gemeinsamen Ausstellungen in Dachau, Katowice, Krakau und sogar in den USA seien ein Beleg dafür, wie Kultur Brücken schlagen könne – selbst unter schwierigen politischen Rahmenbedingungen und in dynamischen Zeiten.
Mit dem Besuch einer Delegation aus Polen und zahlreichen gemeinsamen Veranstaltungen wurde das Partnerschaftsjubiläum gefeiert. Der Ehrenabend setzte den offiziellen Höhepunkt: Große Dankbarkeit für die Anfänge – und ein starkes Signal für die Zukunft dieser besonderen deutsch-polnischen Partnerschaft. Über 70 Gäste nahmen teil, darunter Ehrengäste wie Dr. Eva Umlauf, Holocaust-Überlebende und Vorsitzende des Internationalen Auschwitz Komitees, Jakub Wawrzyniak, stellvertretender polnischer Botschafter in Berlin, Rafał Wolski, Generalkonsul der Republik Polen, sowie Andrzej Skrzypiński, Landrat von Oświęcim.
Landrat Stefan Löwl erinnerte in seiner Begrüßung an die vielen Begegnungen der vergangenen zehn Jahre: „Diese Partnerschaft hat uns schon jetzt viele Türen geöffnet und besondere Begegnungen ermöglicht. Dank ihr konnten wir mit zahlreichen Persönlichkeiten ins Gespräch kommen. Doch es sind vor allem die vielen kleinen Momente, die intensiven Treffen, die emotionalen Augenblicke – und immer wieder die Tatsache, dass niemand nach dem schweren Besuch der Gedenkstätten allein gelassen wurde. Zum Glück leben wir heute in anderen Zeiten – und gerade deshalb haben wir die Verpflichtung, das ‚Nie wieder‘ in die Zukunft zu tragen.“
Jakub Wawrzyniak honorierte der Partnerschaft in einer sehr persönlichen Rede: „Ich danke allen für die Kraft, die Ideen und das Herz, das so viele in diese Partnerschaft eingebracht haben. Jetzt geht es auch darum, junge Menschen als Mitgestalter zu gewinnen und das, was aufgebaut wurde, gemeinsam in die Zukunft zu tragen.“
Andrzej Skrzypiński überreichte seinem Amtskollegen Stefan Löwl ein symbolträchtiges Bild: „Die Stimmgabel steht für den Gleichklang unserer Partnerschaft – für die gemeinsamen Ziele, die wir in beiden Landkreisen verfolgen. Sie erinnert uns auch daran, dass es Stimmen gibt, die in der aktuellen politischen Weltlage gegen die deutsch-polnische Freundschaft agieren. Umso wichtiger ist es, dass wir unseren gemeinsamen Ton weiterhin klar und hörbar erklingen lassen.“
Über Heiko Klohn
Der Dachauer Künstler Heiko Klohn, seit 1985 freischaffend tätig und Mitglied der Künstlervereinigung Dachau, ist für seine detailreichen Zeichnungen und Malereien bekannt. In seinen Werken verbindet er skizzenhafte Insekten, Notizen, Liedtexte und Bildfragmente zu poetischen, oft kaleidoskopartigen Kompositionen. Seit über drei Jahrzehnten engagiert er sich zudem im künstlerischen Austausch mit der polnischen Landkreis Oświęcim, unter anderem durch Ausstellungen und Wandmalereien im öffentlichen Raum.
Über Paweł Warchoł
Der polnische Zeichner Paweł Warchoł ist für seine ausdrucksstarken Tuschearbeiten mit markanten Hell-Dunkel-Kontrasten bekannt und prägt seit über drei Jahrzehnten gemeinsam mit dem Dachauer Künstler Heiko Klohn den künstlerischen Austausch zwischen Oświęcim und Dachau. Leider konnte er aus gesundheitlichen Gründen seine ihm verliehene Verdienstmedaille nicht persönlich entgegennehmen; die Übergabe wird bei seinem nächsten Besuch in Dachau nachgeholt.