Migrations- und Integrationsbeirat diskutiert Herausforderungen in der Bildungsarbeit

03. Juni 2025: Der Migrations- und Integrationsbeirat im Landkreis Dachau hat in seiner zweiten Vollversammlung das Thema schulische Bildung im Kontext Migration und Integration diskutiert.

Als Gäste waren Andrea Noha, Schulleitung der Grundschule Dachau Ost, Thomas Hendler, Schulleitung der Grund- und Mittelschule Altomünster und Ilona Seyfried, Staatliches Schulamt Dachau in der Sitzung anwesend. Sie berichteten über ihre jeweiligen Herausforderungen und Handlungsstrategien bei der Integration von Kindern und Jugendlichen mit eigener Migrationsgeschichte bzw. nicht-deutscher Muttersprache.

Ein hoher Anteil von Kindern und Jugendlichen mit Migrationsgeschichte in den Klassen ist eine große Herausforderung für das System Schule, bei gelungenem Integrationsprozess, aber auch eine große Chance für die Gesellschaft. Die Lehrkräfte müssen zusätzliche Stunden für den Deutschunterricht einplanen. Kinder mit nicht-deutscher Muttersprache ins Klassengefüge integriert werden. Kinder, die gute Leistungen bringen, dürfen nicht weniger Aufmerksamkeit bekommen, als Kinder die einen hohen Förderbedarf haben.

Das staatliche Schulamt, vertreten durch Ilona Seyfried stellt das Vorgehen des Kultusministeriums in Bezug auf Kinder und Jugendliche mit wenig oder keinen Deutschkenntnissen, seit Beginn dieses Schuljahres 2024/25 vor: Für Kinder im Alter der 5. und 6. Jahrgangsstufe gibt es drei schulartunabhängige Deutschklassen: jeweils an einer Mittelschule, einer Realschule und einem Gymnasium im Landkreis. Dieses System ist in der Zeit, als viele ukrainische Kinder in die Schulen gekommen sind, bewährt und ist seit letzten Jahr auch offen für alle Kinder mit keinen bis wenig Deutschkenntnissen unabhängig von ihrer Herkunft. Mit einem Schulstart in Deutschland im Alter der 7. bis zur 9. Klasse beginnen die Schülerinnen und Schüler immer in einer Deutschklasse an einer Mittelschule. Kinder im Grundschulalter lernen Deutsch im „Sprachbad“ und werden, soweit organisatorisch möglich, durch zusätzlichen Deutschunterricht gefördert. Dies ist schon seit längerer Zeit ein bewährtes System.

Vor allem in der Grundschule Dachau Ost ist der Anteil von Kindern besonders hoch, die aus Familien kommen, in welchen der Zugang zum „System Schule“ eine besonders große Hürde ist. Die Schulleiterin Andrea Noha berichtet von den Maßnahmen, welche die Grundschule Dachau Ost seit vielen Jahren entwickelt hat und erfolgreich umsetzt. Viele haben das Ziel, den Einstieg in die Schule für alle möglichst leicht und zugänglich zu gestalten. Sowohl die Kinder, als auch die Eltern, die das deutsche Schulsystem nicht selbst erlebt haben, werden von Anfang an gemeinsam an die Schule herangeführt. Vorhandene schulinterne Strukturen, wie beispielsweise die Jugendsozialarbeit an Schulen, aber auch externe Angebote, wie die Kulturdolmetschenden, die nicht nur die Sprache, sondern auch bei kulturellen Missverständnissen übersetzen, kommen zum Einsatz, um beim Thema Bürokratie zu unterstützen. Aber auch Angebote der ehrenamtlichen Hausaufgabenhilfe fördern Kinder, bei welchen eine Förderung aus der Familie heraus, z.B. aufgrund von Sprachhindernissen, nicht möglich ist.

Von der Grund- und Mittelschule Altomünster berichtet Thomas Hendler von anderen Voraussetzungen und Zahlen im ländlicheren Raum. Nicht rund 70% (wie in Dachau Ost) der Kinder haben einen Migrationshintergrund, sondern nur circa jedes fünfte Kind. Auffällig ist, dass die Kinder, die in der Statistik mit Migrationshintergrund erscheinen, vor allem in den Ganztagesklassen unterrichtet werden. Er stimmt seiner Kollegin darin zu, dass der Möglichkeit, Kinder mit wenigen Deutschkenntnissen nur im Fach „Deutsch als Zweitsprache“ zu benoten. In den zusätzlichen Förderstunden trauen sich die Kinder auch mehr und ihre Kompetenzen (auch in anderen Fachbereichen) werden sichtbar.

In der Diskussion mit den Mitgliedern des Migrationsbeirats wurde herausgestellt, dass der große Vorteil des deutschen Schulsystems zwar ermöglicht, dass Kinder auf unterschiedlichen Wegen zum Bildungsabschluss kommen können. Trotzdem wird von Fällen berichtet, in welchen zugewanderte Kinder ihre Bildungsziele u.a. auch aufgrund fehlender Deutschkenntnisse verlieren, weil sie durch das bestehende System an Grenzen stoßen. Das führt dazu, dass vorhandene Kompetenzen in anderen, nicht sprachlichen Fächern nicht weiterentwickelt und zur Geltung gebracht werden können. Schulen mit einem hohen Anteil von Kindern mit Migrationsgeschichte haben oft einen unberechtigten „schlechten Ruf“, denn die Angebote und Maßnahmen der Schule bieten zusätzliche Förderung und eine große Sensibilität für die Bedarfe aller Schülerinnen und Schüler. Notwendig ist aber, dass die Lehrkräfte besondere Fortbildungen erhalten, um auf die besonderen Bedarfe der Kinder aus Familien, in welchen Deutsch nicht die Muttersprache ist, eingehen zu können und auch für die Themen Diskriminierung und Rassismus sensibilisiert werden.

Die Mitglieder des Migrations- und Integrationsbeirats sind sich einig, dass das Bildungssystem in Deutschland viele Stärken hat, für Menschen, die das System nicht kennen aber sehr kompliziert und in Teilen auch überfordernd sein kann. Die vorgestellten Angebote der Schulen sind beeindruckend und das Engagement der Lehrkräfte verdient höchsten Respekt.