Amperkanal
Bei Stetten
Ausblick bei Purtlhof
Bei Lohfeld
Bei Goppertshofen
Vorheriger Slide
Nächster Slide

Bürgerdialog „Einfach(er) Bauen“

06. Juli 2023: Mit den Worten „Bauen ist ein wichtiger gesellschaftlicher Indikator – wer an die Zukunft glaubt, der investiert und baut! Derzeit ist aber besonders der Wohnungsbau nahezu zum Stillstand gekommen. Und dies, obwohl gerade im Ballungszentrum rund um München Wohnraum dringend fehlt.“ begrüßte Landrat Stefan Löwl die gut 60 Bürgerinnen und Bürger zum Bürgerdialog mit dem Thema „Einfach Bauen. Wohnungsbau in der Krise?“.

Georg Meier, Kreisbaumeister im Landkreis Dachau, leitete den Bürgerdialog am Dienstag, den 04.07.2023 im Sparkassensaal mit einige aktuellen Entwicklungen und Daten sowie Gründen für die aktuelle Situation ein: Trotz hohen Bedarfs machen höhere Zinsen, hohe Baukosten, unsichere Fördermittelprogramme, bürokratische Auflagen und zusätzlich immer weiter steigende Standrads den (Miet-)Wohnungsbau derzeit uninteressant. Als Folge wird der Mietwohnungsmarkt noch knapper und die Mieten steigen weiter. Die Tragweite ist gesellschaftlich, sozial und wirtschaftlich vielschichtig.

Ein Weg aus dieser Sackgasse könnte eine neue Gebäudeklassifizierung sein: „E wie einfach oder experimentell“ nennt Dipl. Ing. Florian Dilg vom Architekturbüro Zwingel/Dilg und Leiter der Task Force der Bundesarchitektenkammer diesen Vorstoß, der mittlerweile immer mehr Gehör findet. Der Bayerische Landtag hat hier bereits im März 2023 parteiübergreifende Sympathie und Zustimmung signalisiert, nun wird in den anderen Bundesländern und auf Bundesebene diskutiert.  

Zunächst referierte jedoch Prof. Florian Nagler vom Lehrstuhl für Entwerfen und Konstruieren der TU München mit einem Fachvortrag zum Thema „Einfach bauen“. In Groß- wie Kleinprojekten stellte er und seine Forschungspartner fest, dass die hohen Standards in der Bautechnik langfristig problematisch und zum Teil nicht nur kostentreibend, sondern sogar kontraproduktiv sind. Dies gilt insb. für die Fokussierung auf das Dämmen von Häusern sowie die zunehmende Technisierung über komplizierte, nicht nutzertaugliche Lüftungssysteme. Gerade in einer Gesamtschau sind hier die aktuellen Entwicklungen und Standards oft sogar kontraproduktiv. Er hinterfragte anschaulich die aktuelle, von unzähligen technischen Normen geprägte Komplexität beim Bau und zeigte an konkreten Beispielen deutlich einfachere Lösungen. Nagler betreut seit einigen Jahren ein Forschungsprojekt, in dem optimale Baustoffe, Raumhöhen und Fenstergrößen gefunden wurden. Erste Forschungshäuser sind bereits bewohnt und erzielen positive Ergebnisse.

Die Arbeit von Dipl. Ing. Florian Dilg setzt genau hier an. Die Task Force der Bundesarchitektenkammer hat das Ziel, Bauen wieder auf die Kernanforderungen der Bauordnung zu reduzieren. So wird die Freiheit der Bauherren und Architekten wieder vergrößert und gleichzeitig die Baubranche vielfältiger und wettbewerbsfähiger. Der Ausschuss für Wohnen, Bau und Verkehr im Bayerischen Landtag hat den „Gebäudetyp E“ Anfang des Jahres bereits einstimmig auf den Weg gebracht.

Gemeinsam stellten sich beide Referenten zusammen mit Landrat Stefan Löwl, Bürgermeister Michael Reiter aus Altomünster und Stefan Reith, Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft mbH im Landkreis Dachau (WLD), anschließend einer Diskussion mit den anwesenden, oft fachkundigen Bürgerinnen und Bürgern. Dabei ging es vorrangig um die um die Hemmnisse für den so dringend benötigten, aktuell aber deutlich stagnierenden Wohnungsbau.