Gegen das Vergessen

31. Oktober 2018: Die im Jahr 2005 vom ehemaligen Kreisheimatpfleger Dr. Nobert Göttler ins Leben gerufene Reihe „Gegen das Vergessen“ wird seit 2013 von seiner Nachfolgerin Dr. Birgitta Unger-Richter fortgeführt. „Gegen das Vergessen“ macht im jährlichen Turnus auf außergewöhnliche Persönlichkeiten aufmerksam, die sich im Landkreis Dachau im sozialen, politischen, kulturellen oder wissenschaftlichen Bereich verdient gemacht haben.

128 Jahre Krankenpflege in Dachau - Die Mallersdorfer Schwestern

Dieses Jahr wird an die vormals im Krankenhaus Dachau tätigen Mallersdorfer Schwestern erinnert. Anlass dafür ist die Restaurierung ihres Grabsteins, die der Landkreis Dachau auf Anregung von Anni Härtl in die Wege geleitet hat.

Der Orden

Am 15. März 1864 traten die ersten drei Schwestern des Ordens der Franziskanerinnen ihren Dienst im Dachauer Krankenhaus an. 128 Jahre später, am 31. März 1992 verließen die letzten Schwestern den Ort. Mehr als ein Jahrhundert leistete der Orden der „Franziskanerinnen von der Heiligen Familie“, auch „Mallersdorfer Schwestern“ nach ihrem Mutterkloster im niederbayrischen Mallersdorf genannt, einen wichtigen Beitrag zur Pflege der Kranken im Landkreis Dachau.

 

Das Dachauer Krankenhaus im 19. Jahrundert

Das 1823 erbaute Spital in der Gottesackerstraße gehörte ursprünglich dem Markt Dachau. Am 31. Dezember 1861 beschloss der Magistrat „daß das hiesige Lokalkrankenhaus sowie das gegenwärtig auf 690 Gulden 21 Kreuzer gewertete Mobiliar und die Summe von 9500 Gulden, und der daran anstoßende Hausgarten um die Summe von 500 Gulden an den Bezirk Dachau käuflich überlassen werden soll.“  Zuvor hatte es noch Debatten gegeben, ob denn die Errichtung eines Krankenhauses in Dachau überhaupt sinnvoll sei, schließlich verbreite die Papierfabrik unangenehme Gerüche, vor allem durch das Kochen der Hadern. Dagegen gehalten wurde, dass davon nur ein kleiner Teil des Marktes betroffen sei.

Der Distrikt erwarb das Spital, da es zu seinen Pflichtaufgaben gehörte, sich um die die Errichtung und Unterhaltung von Krankenanstalten zu kümmern. Bereits 1862 hatte man sich mit den Schwestern in Verbindung gesetzt, um sie als Pflegepersonal zu gewinnen. Der Vorstand des Bezirksamtes Dachau bat am 8. Oktober 1862 um Arme Franziskanerinnen für das Krankenhaus, „da er von der segensreichen Tätigkeit der Schwestern in Starnberg gehört hatte“.

 

Das Wirken der Schwestern

Im Dienstvertrag, der am 7. Januar 1864 abgeschlossen wurde, verpflichtete sich der Distrikt nicht nur die Reisekosten, sondern auch die Kosten für einen Beichtvater zu übernehmen. Außerdem sollten Wohnung und Verpflegung im Krankenhaus und ein Zuschuß zur Kleidung von 30 Florin gewährt werden. Zu diesem Zeitpunkt bestand das Krankenhaus aus einem Hauptgebäude und einem Rückgebäude mit bis zu 46 Krankenbetten. 1889 wurde dann ein neues Distriktskrankenhaus mit 56 Betten erbaut, 1970 erfolgte der Neubau des Kreiskrankenhauses.

1989 feierte der Orden in Dachau sein 125jähriges Dienstjubiläum, bei dem der damalige Landrat Christmann dessen Tätigkeit lobte und auch hervorhob, dass die seit 1942 in Dachau tätige Oberin Sr. Albana als eine der ersten ein Dokumentationssystem für alle ärztlichen und pflegerischen Maßnahmen eingeführt habe. Zu diesem Zeitpunkt waren noch acht Schwestern im Dachauer Krankenhaus, davon fünf aktiv tätig. 

Dachauer Bürgerinnen und Bürger erzählen auch heute noch von der sehr herzlichen Sr. Gerberga (Barbara Sossau + 1993), die auf der Geburtshilfestation tätig war und Sr. Adelpolda  (Margaretha Stiegler, + 1988), die sehr energisch auf der Männerstation Dienst leistete. Beide wurden auf dem Friedhof in Mallersdorf bestattet. An einige der in Dachau bestatteten Schwestern erinnert der Grabstein an der nördlichen Mauer des Alten Friedhofs.

 

Ein ausführlicherer Text mit Quellen und Literaturangaben kann auf der Webseite des Landratsamtes Dachau nachgelesen werden: http://www.landratsamt-dachau.de/gegen-das-vergessen. Auch ein Blogbeitrag ist unter www.heimatpflege-dachau.de erschienen.